Sonderausstellung

Im Schloss werden regelmäßig temporäre Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen gezeigt, die das Wissen und Wirken des romantischen Dichters und verschiedene Aspekte seine Alltagswelt um 1800 präsentieren. Die Ausstellungen orientieren sich an den neuesten Forschungsergebnissen der Forschungsstätte für Frühromantik.

 

 

Aktuelle Ausstellung:

 

Blick in die Sonderausstellung 1
Blick in die Sonderausstellung
Blick in die Sonderausstellung
„wie verkörperte Worte“
Bild-Netze und Netz-Werke der Romantik

 

Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein Zitat aus Novalis´infinitem Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen”. Unter Tage entdeckt die junge Hauptfigur Heinrich die Bibliothek eines Einsiedlers. Aus den Büchern, bebilderten Folianten und kunstvollen Schriften entstehen imaginäre Welten vor seinem inneren Auge: „wie verkörperte Worte”.

 

Verkörperte Worte sind Brücken zu Kunstformen und -gattungen, die Gedanken, Wahrnehmungen und Empfindungen ver-körpern: in Malerei, Skulptur, Literatur und Musik. In der Idee des romantischen Gesamtkunstwerks finden diese mannigfaltigen Künste zusammen, sie reagieren und antworten aufeinander.

 

Der Zusammenhang der Bild-Netze wird anhand vielfältig geteilter Motive der Romantik ausbuchstabiert. Als zentrales Beispiel wirkt Philipp Otto Runges „Arions Meerfahrt”, ein Entwurf zu einem Theatervorhang, der auf der Bildfläche weitere Künste aufruft. Das antike Motiv der Meerfahrt des Sängers Arion wird von vielen Schriftstellern aufgegriffen, von Novalis, August Wilhelm Schlegel und von Tieck und Wackenroder, später in der Musik, etwa von Rachmaninow.

 

Den Bild-Netzen korrespondieren verschlungene Künstler-Netzwerke, episodische Zusammenkünfte von Multitalenten und talentierten Geschwisterpaaren. Damit verankert sich die Frühromantik (auch) regional: in der ehemaligen Kupferschieferbergbauregion des heutigen Mansfeld-Südharz, wo Novalis aufwuchs, im kleinen Harzstädtchen Ballenstedt, das zum vorübergehenden Zentrum romantischer KünstlerInnen avancierte. Die dort ansässige Malerin Caroline Bardua malte Caspar David Friedrich, der hier zur Harzreise aufbrach, und wurde zum Motiv seiner Malerei. In der Ausstellung ist sie durch ein Portrait der Schriftstellerin Johanna Schopenhauer mit ihrer Tochter Adele (Leihgabe der Klassik-Stiftung Weimar) vertreten: selbst wiederum als Künstlerin mit Staffelei abgebildet. Somit knüpft sich das Band zu einem Frauen-Netzwerk, zu Frauen als tätigen Künstlerinnen - und in das klassische Weimar, zu Johannas gutem Freund Goethe und zu ihrem Sohn, dem Philosophen Arthur Schopenhauer.

 

Kunst der Romantik ist nicht allein Ausdruck komplexer Ideengebilde, sondern gelebte Alltagspraxis und -kultur um 1800. Dazu zeigt die Ausstellung vielseitige Leihgaben, z.B. theatralische Kartenalmanache (Leihgabe Schlossmuseum Altenburg) oder Wilhelm von Kügelgens expressive Faltfiguren (Staatliche Kunstsammlungen Dresden). Die Alltagskunst entfaltet zudem eine politische Dimension (etwa in E. T. A. Hoffmans Napoleon-Karikaturen) und schließt (eskapistisch) an Praktiken veränderter Naturerfahrung und -wahrnehmung wie Wanderung und Spaziergang an.

 

 


 

Vorherige Ausstellungen:

 

Blick in die Ausstellung "Das Höchste ist das Verständlichste"
„Das Höchste ist das Verständlichste“ (Friedrich von Hardenberg)

 

mit Werken von Andrea Ackermann, Frank Eißner, Bettina Haller, Tatjana Skalko-Karlovski und Susanne Theumer

 

12. Dezember 2021 bis 6. Februar 2022


Im Rahmen des Projektes "GLÜCK AUF! WOHIN? Mansfeld-Südharz findet sich neu" arbeiteten fünf professionelle Künstlerinnen und Künstler eine Woche lang unter freiem Himmel. Inspiriert wurden sie von den Werken und Wirkungsstätten des Dichters Friedrich von Hardenberg in Mansfeld-Südharz. Auch zwei Laienkünstlerinnen aus den Kunstklassen der Kreismusikschule Mansfeld-Südharz beteiligten sich. Die Arbeiten der Künsterinnen- und Künstlergruppen werden in Form einer Sonderausstellung gewürdigt.

Hier können Sie sich die Ausstellungseröffnung auf YouTube ansehen.

 


 

Blick in die Ausstellung "die blaue Blume sehn’ ich mich zu erblicken"
„die blaue Blume sehn’ ich mich zu erblicken“

Wolfram Hänsch
Radierzyklus zum Romantikerkreis

02. Mai bis 30. September 2021

 

Klein, zart und zierlich, einem Seeröschen gleich, schmückt ein Exemplar der Blauen Blume die Mappe des Künstlers Wolfram Hänsch. Er hat sich, wie der junge Heinrich in Novalis’ „Heinrich von Ofterdingen“, auf die Suche begeben:  


Er spürt den ProtagonistInnen, Orten und Wirkungskreisen der Romantik nach. Vergangene und vergängliche Geistes-Epoche ist die Romantik keineswegs. Sie ist persönliches Erleben (in) der Gegenwart. Kein schwärmerischer Kitsch, sondern eine Erfahrung der Gegensätze und Widerstände: „nachtbegeistert und sinnbegabt“. Sie teilt sich mit in der Einsamkeit der Natur, beim Anblick überkommener Bauten und durch die Auseinandersetzung mit Literatur: in illustrer Gesellschaft und im Stillen Kämmerlein – sie entsteht in der Einbildungskraft, im künstlerischen Prozess, in der Bearbeitung des Materials.

 

Wolfram Hänsch wandelt in ganz ähnlicher Weise zwischen den Welten wie Novalis. Zwischen der Bibliothek eines Klipphausener Bäckermeisters und der Dresdner Hochschule für Bildende Künste. Zunächst war er Student von Hans Theo Richter in den frühen 60er Jahren, bis er freiwillig das Feld räumte, um seine Kunst keiner politischen Ideologie zu unterwerfen. Als Dozent (1993) und außerplanmäßiger Professor (2006) kehrte er dorthin zurück. Heute lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler in Meißen. Er hat unter anderem im Webermuseum Dresden, im Kollwitz-Haus Moritzburg, im Romantikerhaus in Jena und in der Albrechtsburg Meißen ausgestellt.

 

Mit dieser Ausstellung kehren seine Radierungen am Geburtsort der Blauen Blume ein: Ins Schloss Oberwiederstedt, in dem Friedrich von Hardenberg zur Welt kam.

 


 

Blick  in die Ausstellung "Die Figur des Kindes bei Novalis"
Die Figur des Kindes bei Novalis  

02.Mai 2019 bis 30. Dezember 2020
 

Um 1800 bewirkte die europäische Aufklärung eine bewusstere Wahrnehmung des Kindes als gesellschaftliches Wesen. Auch die romantischen Visionen vom Recht des Kindes auf Anerkennung der eigenen Persönlichkeit gewannen im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert, dem Beginn der Moderne, an Einfluss auf das Geistesleben, die Literatur und die Kunst der Zeit.


Die Ausstellung hebt eine neue Facette des im Jahr 2000 gezeigten Themas "Kind und Kindheit im 18. Jahrhundert" hervor. Inhaltliches Fundament der Exposition ist Novalis' Text Die Lehrlinge zu Sais.
                                                                                                 
Mit der Figur des Kindes beginnt die Figur der Menschheit. So wird das Thema Kind und Kindheit erstmals aus einem kunsthistorischen und literarischen Kontext heraus dargestellt, der den Blick für die frühromantische Kindheitsutopie öffnet und das in diesem Zusammenhang stehende Entdecken, Beobachten und selbst Erfahren als Grundlagen des Lebens sichtbar und erkennbar macht. Als Besonderheit überrascht dabei die interaktive Kulisse.     

Gezeigt werden Objekte der Kunst- und Kulturgeschichte aus der privaten Sammlung Stiftung Ohm (Hamburg). Herausragende Gemälde und Plastiken zeigen den Wandel der Kindesdarstellungen in den bildenden Künsten von der Antike bis in das 19. Jahrhundert. Kinderkleidung und Spielzeuge lassen die Alltagswelt eines Kindes um 1800 anschaulich entstehen.

 

Zwei Publikationen aus der Reihe Wissensreisen sind zum Thema in überarbeiteter Fassung neu erschienen:
„Kind und Kindheit im 18. Jahrhundert“ sowie Novalis’ Märchen von „Hyazinth und Rosenblütchen“.